zwei Jahrzehnte

Ich habe hier im Blog schon eine Weile nichts mehr geschrieben, weil sich mein Fokus etwas verschoben hat. Wenn ich etwas zu sagen habe, dann tue ich das i.d.R. auf meinem Twitter-Profil und nicht mehr hier. Heute ist aber so ein Anlass, bei dem ich nicht in 280 Zeichen auskomme.

Vor genau zwei Jahrzehnten, also zwanzig Jahren, habe ich debianforum.de auf neue Füße gestellt. Das lief vorher schon ein paar Monate mehr oder weniger vor sich hin, aber es war Zeit, es richtig zu machen. Seitdem sind viele viele Jahre vergangen und ich betreibe die Seite noch immer. Meistens auch mit viel viel Freue und Spaß an der Sache.

Ich möchte die Gelegenheit nutzen, meinen Weggefährten auf diesen langen Weg zu danken. Danke Martin, Patrick, Markus, Andreas, Jörg, Tilo, Florian, Margot und viele viele andere, die hier aufzuzählen den Rahmen sprengen würde. Ohne euch und selbstredend alle Benutzerinnen und Benutzer wäre das Forum schon lange Geschichte. Ihr seit es, die die Seite mit Leben füllen und mich, wenn ich mal durchhänge, antreibt weiter zu machen.

Ich hätte mir echt nicht erträumen können, das ich so lange an einem Hobbyprojekt festhalten würde. Es mag erfolgreichere Seiten geben, welche die schöner aussehen oder funktionaler sind. Das ist aber alles nebensächlich für mich. Ich habe das nie gemacht um die größte, schönste, schnellste oder meistbesuchte Seite zu betreiben. Ich wollte und will einfach etwas an die Community zurückgeben, die mir das Betriebssystem meiner Wahr „geschenkt“ hat.

17 Jahre

Mit dem heutigen Tag ist das, was quasi mal als Zeitvertreib in der Bundeswehr-Stube gestartet war, nun schon siebzehn Jahre durchgängig am laufen. Knapp 1,2 Millionen Beiträge gibt es und fast 39000 Mitglieder, die mal mehr oder minder aktiv das Forum bilden. Das ich debianforum.de nun schon fast zwei Dekaden lang betreiben würde oder es solche Ausmaße annehmen könnte, das hätte ich mir am 20. Dezember 2001 beileibe nicht denken oder gar vorstellen können.

Ich will mein erstes und wahrscheinlich auch letztes Posting in 2018 hier im Blog dazu nutzen, all denjenigen Danke zu sagen, die dazu beigetragen haben. Selbstverständlich gilt mein Dank im Besonderen auch den Moderatorinnen und Moderatoren, die in unermütlicher Kleinarbeit helfen das Forum am Laufen zu halten. Auch wenn ich mich aus den verschiedensten Gründen öfters mal rar gemacht habe und machen muss, so weiß ich das Forum doch immer in guten Händen. Das beruhigt ungemein. Das vergangene Jahr war in der Hinsicht viel los im Forum, da wir von der etwas in die Jahre gekommenen Forensoftware phpBB 3.0 auf das aktuelle 3.2er Release gewechselt haben. Vielen Dank in diesem Zusammenhang an eggy und TRex, ohne die es das beim Softwarewechsel zwangsweise notwendige neue Forendesign sicher nicht gegeben hätte. Erst kürzlich habe ich das Wiki auf die neue MediaWiki LTS-Version gebracht. Hier liegt die Theme-Arbeit noch vor uns.

Mal sehen was 2019 in Bezug auf das Forum bringt. Dann beginnt der Ernst des Lebens und das Forum wird endlich volljährig.

(fast) zwei Jahre Sachspendenzentrale

Mit dem heutigen Tage endet -vorerst- mein fast zweijähriges ehrenamtliches Engagement in der Leipziger Sachspendenzentrale. Es endet nicht, weil ich nicht mehr helfen möchte oder ich darin keinen Sinn mehr sehen würde, auch nicht weil es keine Hilfebedürftigen oder Sachspenden mehr gäbe. Nein, es endet, weil zum 31.07. die einzige Angestellte des Trägervereins, die sich um die Sachspendenzentrale kümmerte, entlassen wird und damit die Sachspendenzentrale faktisch tot ist. Der Trägerverein, der Flüchtlingsrat Leipzig e.V. ist -das ging schon genug durch die Lokalpresse– zahlungsunfähig und musste damit gezwungenermaßen Insolvenz bei Gericht anmelden.

Leider setzte sich mit Bekanntwerden der Insolvenz das fort, was sich bereits Monate vorher immer mehr angedeutet hatte. Es fand zu keinem mir bekannten Zeitpunkt eine offizielle und verbindliche Information an die vielen vielen Hilfswilligen statt, was denn nun Stand der Dinge sei. Bestenfalls gab es Buschfunk aus Informationsfetzen und man reimte sich untereinander etwas zusammen. Besonders bitter wirkt im Nachhinein die Preisverleihung der „Heißen Kartoffel“ noch im Mai 2017. Selbst heute noch steht auf der Homepage des Flüchtlingsrat der Text, der dort schon über ein Jahr prangt, und es wird zu Spenden an den Verein aufgefordert, obwohl dieser nicht mehr handlungsfähig ist.

Es wäre sicher nicht zu viel verlangt gewesen, wenn der Vereinsvorstand den Helferinnen und Helfern die Situation persönlich erläutert hätte. Das gebietet meiner Meinung nach schon der Anstand und die Anerkennung denjenigen gegenüber, die sich Tag für Tag im Sinne des Projektes nach Feierabend, Schule, Uni oder auch in ihrer Freizeit und manchmal sogar im Urlaub engagiert haben.

Auch an die vielen spendenwilligen Leipzigerinnen und Leipziger gab es mit Ausnahme eines Hinweises (das jetzt Sommerpause sei und keine Spenden angenommen werden) direkt an der Halle der Sachspendenzentrale und eines knappen Facebook-Postings keine Info, ob, wann und wie es weitergeht.

Leider stößt man mit diesem Vorgehen (oder sollte man es eher nicht-Vorgehen nennen?) meiner Meinung nach all denjenigen vor den Kopf, auf die man eigentlich angewiesen ist, wenn man so ein Projekt betreibt. Sowas spielt auch unnötigerweise allen Besorgtbürgern und denen in die Hände, die es „schon immer gewusst haben“ und bestätigt einmal mehr deren Vorurteile und vorgefasste Meinungen. Sie haben nun ein weiteres Beispiel ihrer Klischeehaften Vorstellungen.

Auch von der Stadt Leipzig hätte es das eine oder andere Wort pro-Sachspendenzentrale geben können, denn nur all zu oft hat man sich mit dem Vorzeigeprojekt Sachspendenzentrale geschmückt. Viel wäre schon geholfen, wenn man einem potentiellen neuen Träger mitgeben könnte, das sich an den räumlichen und organisatorischen Gegebenheiten (ungenutzte Halle der LVB, Strom, Heizung, …), auf denen die Sachspenenzentrale aufgebaut hat, auf eine zuvor bestimmte Zeit weg nichts ändern wird. So hätte der neue Träger, wer auch immer das sein möge, eine gewisse Planungssicherheit.

Wenn man mit all dem oben genannten etwas rechtzeitiger rausgekommen wäre, dann hätte es vielleicht nicht gerade zwangsweise zu der jetzigen Situation kommen müssen. Man hätte „in Ruhe“ einen neuen Träger suchen und vielleicht auch finden können.

Was jetzt übrig bleibt, ist ein fader Beigeschmack und viele viele offene Fragen. Wird es wie auch immer mit der Sachspendenzentrale weitergehen? Was passiert mit den unzähligen vorhandenen und in mühevoller Kleinarbeit akribisch sortierten und aufbereiteten Sachspenden? Wem gehören sie vom rechtlichen Standpunkt aus gesehen, wer darf jetzt wie darüber verfügen? Werden sie vielleicht irgendwann entsorgt oder kommen diese noch einer sinnstiftenden Verwendung zu? Wo erhalten Hilfsbedürftige jetzt die Unterstützung, die sie brauchen? Hat man es mit der so oft und fast schon gebetsmühlenartig vorgetragenen Nächstenliebe wirklich ernst gemeint?

Zurückblickend möchte ich die Zeit nicht missen, auch wenn ich aktuell und hoffentlich verständlicherweise etwas verbittert klinge. Ich habe viele nette Menschen kennenlernen können, habe persönlich und privat viel dazu gelernt. Einige hoffentlich dauerhafte Freundschaften sind geknüpft worden. Nie vergessen werden ich die dankbaren Gesichter derjenigen, denen man mit der noch so kleinen Spende ein wenig helfen konnte. Auch die gute Stimmung und den nahezu unerschütterlichen Optimismus, den die Organisatorin der SZL verbreitete, werde ich vermissen. Peggy, ich hoffe Du findest schnell einen neuen Job, der Dir mindestens genau so viel Spaß macht, wie der in der Sachspendenzentrale. Viel haben wir zusammen gelacht, und auch wenn Du mich noch immer nicht zum Rauchen gebracht hast, habe ich es fast schon bewundert, wie oft Du es versucht hast. Das war quasi unser Running-Gag der letzten zwei Jahre. 😉 Die beiden Teilnahmen an den Brückenfesten im Sommer 2015 und 2016 und die vielen Floh- und Tauschmärkte werde ich nicht vergessen. Ich hatte schöne Zeiten und auch traurige, aber alles in allem überwiegt deutlich das Positive.

Vielleicht sehe ich das ganze aktuell etwas zu pessimistisch und es findet sich doch noch ein neuer Träger für die Sachspendenzentrale. Wenn dem so ist, dann bin ich wie viele andere sicher auch, maximal nur einen Anruf weit entfernt. Ich werde die Augen und Ohren offen halten, und all diejenigen ansprechen, von denen ich denke und hoffe, das sie etwas zu einem Neustart der Sachspendenzentrale aktiv beitragen könnten und wollen. Hoffen wir im Sinne aller das Beste.

fünfzehn Jahre debianforum.de

So lange ist es schon her das ich es selbst kaum glauben kann. debianforum.de so wie wir es kennen ist mit dem heutigen Tag nun schon fünfzehn Jahre alt. Bald schon kein Teeny mehr sondern so richtig erwachsen. Am 20. Dezember 2001 hätte ich nie gedacht oder zu hoffen gewagt, das das, was ich seinerzeit begonnen habe, noch heute aktiv ist. Ein klein wenig Stolz macht mich das schon.

Ich möchte die Gelegenheit nicht missen, mich bei allen aktiven und ehemaligen Nutzern und Nutzerinnen aber auch den Moderatoren und Moderatorinnen, sowie den zahlreichen Unterstützern bedanken. Auch danke für die stetige konstruktive Kritik, die hilft, die Seite immer weiter zu entwickeln und besser zu machen. Ohne euch wäre die Seite nie das geworden, was sie heute ist.

Ich weiß, das ich die Seite die letzte Zeit etwas habe schleifen lassen. Nicht weil ich keine Lust mehr hätte, sondern weil es im Moment Dinge gibt, die einen Großteil meiner Zeit in Anspruch nehmen. Ich will mir das nicht ans Revers heften; die Leute die mich kennen, wissen was ich meine. Ich hoffe, das ich mein Zeitmanagement in 2017 etwas besser hinbekomme, und die schon lange anstehenden Baustellen (ich sag nur neue Version der Forensoftware u. a.) angehen kann.

Identitätsdiebstahl auf pi-news.net

Wie ich durch eine Google-Suche erfahren musste, gibt es auf der rechtspopulistischen und in *GIDA-Kreisen beliebten Webseite pi-news.net * ein Fakeprofil mit meinem vollen Namen. Mit diesem Profil wurden und werden weiterhin zahlreiche Kommentare gepostet, von deren Inhalt, Zielrichtung und Tonalität ich mich in entschiedener Weise distanzieren möchte.

Das Profil wurde selbstredend nicht durch mich erstellt, noch wurde ich in irgend einer Weise in deren Erstellung einbezogen oder hätte gar zugestimmt.

Ich habe sowohl unter den wenigen erreichbaren Kontaktdaten die Webseitenbetreiber angeschrieben, als auch die sich in den USA befindlichen Server- und Plattformbetreiber kontaktiert. Ich muss wohl jedoch davon ausgehen, das keine der Kontaktaufnahmen Erfolg haben wird.

Sollte die von mir in der Löschaufforderung gesetzte Frist fruchtlos verstreichen, so ziehe ich eine Strafanzeige bei der Polizei in Betracht, wohlwissend das zumindest in Deutschland ein Straftatbestand Identitätsdiebstahl nicht existent ist.

Ich kann nur mutmaßen, woher das Profil stammt. Warum es erstellt wurde, das kann ich mir sehr wohl denken.

Ich möchte diesen Sachverhalt mit diesem Blogpost hier dokumentieren, und hoffe das er in entsprechenden Suchanfrage passend gewichtet wird.

Update 14.11.2016: PI-News hat erwartungsgemäß nicht auf meine mehrfache Aufforderung reagiert. Ich habe jetzt die technischen Dienstleister der Seite kontaktiert und werde in Kürze eine entsprechende Strafanzeige bei der Polizei stellen.

Hinweis: Um sowohl die Webseite als auch die auf sie zeigenden Suchergebnisse nicht zusätzlich aufzuwerten, habe ich auf eine Verlinkung verzichtet. Die Suchanfrage sollte jeder auch ohne Verlinkung nachvollziehen können.

Indymedia-Beitrag über Legida-Gegenprotest-Bündnisse

Normalerweise sind Postings wie diese hier nicht mein Ding, aber das, was ich auf linksunten.indymedia.org heute las, das macht mich richtiggehend wütend und es ist wie der sprichwörtliche Schlag ins Gesicht. Nicht nur in meines, sondern in das all derer, die sich seit nunmehr eineinhalb Jahren aktiv gegen Legida, Pegida, AfD, OfD usw. und damit für einen menschenwürdigen Umgang mit Geflüchteten einsetzen.

In dem Beitrag beschreibt eine Rosa, das die Gegenprotest-Bündnisse Leipzig nimmt Platz und NoLegida ja nur von SPD und Grünen dominiert seien und man diesen Leuten die Überzeugung abspricht, sich überhaupt *für* Geflüchtete einzusetzen. Kurz zur Klarstellung. Ich bin selbst SPD-Mitglied, aber das spielt eigentlich keine Rolle, weil es meine tiefste Überzeugung ist, das das was Legida vertritt gegen all das steht, für das wir uns als offene Gesellschaft einsetzen sollten. Menschenwürdigen Umgang miteinander, Nächstenliebe, Recht auf Asyl usw. usf. Und mit dieser Überzeugung bin ich sicher nicht alleine. Und nein, Parteipolitik war und ist eigentlich nie Thema auf den Gegendemos gewesen. Das natürlich auch Parteipolitiker auf den Demos Reden halten und hielten ist doch nicht verwerflich. Würden sie sich nicht auf den Gegendemos engagieren, dann wäre genau dies ihnen zum Vorwurf gemacht worden.

Ich frage mich, woher sich die anonyme (!) Schreiberin das Recht nimmt, das Engagement all derer abzuwerten, die Woche für Woche bei Wind und Wetter, bei Regen, Schnee und Sonnenschein aktiv sind, und auch noch neben dem normalen Berufsleben und den ganzen Gegendemos Zeit finden, sich in praktischer Flüchtlingshilfe einzubringen. Und das oftmals bis zur physischen und psychischen Belastungsgrenze und darüber hinaus. Alleine von rumtheoretisieren und vom Bessere-Welt-träumen ist keinem Geflüchteten geholfen.

Sorry, falls ich euch mit dem Posting auf die Ketten gegangen bin, aber das musste mal geschrieben werden.

CM13-Update – „Setup Assistant stopped working“

Ich hab eben mal aus Spieltrieb mein Moto G XT1033 auf CyanogenMod 13 geflasht. Eigentlich sollte der „Dirty Flash“ von CM12.1 auf CM13 problemlos laufen, aber irgendwie bin ich nach dem Flashen der Firmware und auch der passenden Google Apps auf einen nervigen Fehler „Setup Assistant stopped working“ gestoßen, dessen Dialogbox trotz Bestätigung immer wieder aufpoppte, und so das Telefon quasi unbrauchbar macht.

Nach längerem hin und herprobieren, inklusive Formatieren von /system im TWRP bin ich drauf gestoßen, das besagtem Dienst einfach alle Rechte fehlen. Es ist etwas tricky, aber kurz nach dem Booten des Telefons kann man in die Einstellungen gehen, dort auf Apps, rechts oben auf die drei Punkte, dort auch Systemdienste anzeigen lassen und dann in der Apps-Liste den Setup Assistenten aussuchen. Im Untermenü kann man ihm dann die Rechte auf Kontakte und Telefon geben. Dann ist Ruhe mit der Fehlermeldung, und man kann das Telefon wieder benutzen.

Lediglich die eine oder andere App crasht jetzt noch, und kann mit deinstallieren und neu installieren über den Play Store wieder gangbar gemacht werden. Den „Fehler“ kannte ich aber schon aus anderen Releasewechseln her und er ist recht einfach behebbar.

Das nur als kleine Gedankenstütze, nicht zuletzt für mich selbst.

Update 28.05.2016: Im CyanogenMod-Wiki scheint es eine einfachere und auch problemlosere Fehlerbehebung zu geben.

Bemerkung zum LVZ-Interview mit Andreas Loepki zum 12. Dezember

In der Online-Ausgabe der Leipziger Volkszeitung gab es am 14. Dezember ein Interview mit Andreas Loepki, Polizeisprecher der Polizeidirektion Leipzig.

Hierzu möchte ich als Teilnehmer einer am 12. Dezember angemeldeten Demonstration folgendes anmerken. Auf die Frage des Journalisten

Im ersten Fazit der Polizei am Samstagabend heißt es, die friedlichen Demonstranten hätten sich zu wenig von den Gewalttätern distanziert. Aus Reihen der Gegendemonstranten heißt es aber, sie hätten kaum Möglichkeiten dazu gehabt. Man habe sich (räumlich) gar nicht distanzieren können, ohne den Gegenprotest grundsätzlich zu verlassen, weil nur der schmale Korridor auf der Karl-Liebknecht-Straße verblieben wäre. Wie sehen Sie diese Argumentation?

antwortete Herr Loepki

Wenn Vermummte auftauchen, Steine, Flaschen und Pyrotechnik werfen, dann müssen Menschen, die sich friedlich gegen rechte Hasstiraden versammelt haben, auch ein Zeichen gegen diese Form der Gewalt setzen.

In Anbetracht der Eigengefährdung kann dies aus meiner Sicht wiederum nur durch Verlassen des Ortes und durch verbale Kundgabe der Ablehnung erfolgen. Vor Ort zu bleiben, kommt leider einer stillschweigenden Duldung gleich, diskreditiert die Absicht, Gewalt abzulehnen, und geht mit dem Risiko einher, von polizeilichen Zwangsmittel betroffen zu werden.

Diese Argumentation ist meiner Meinung nach in zweierlei Hinsicht falsch. Wenn Herr Lopeki in vorgehenden Antworten schreibt

Es reicht mir nicht, wenn darauf verwiesen wird, solche Versammlungen dann selbstverständlich sofort zu beenden – die kriminellen Chaoten wären schließlich noch immer vor Ort.

kann er hier nicht selbiges einfordern und meinen, wenn alle vernünftigen eine gestörte Demo verlassen, dann sei alles gut. Die Störer wären auch in diesem Fall noch vorhanden. Auch wäre es Aufgabe der Polizei gewesen, Störer nicht in eine Demonstration hineinzutreiben, wie es in der Arndstraße, Ecke Karl-Liebknecht-Straße geschehen ist (siehe Pressemitteilung der Aktion „Leipzig nimmt Platz“), sondern die legale Demo vor eben solchen zu schützen. Dazu war die vor Ort anwesende Polizei aber zu keinem Zeitpunkt in der Lage und/oder gewillt. Außerdem bleibt anzumerken, das sämtliche Gewalttätigkeiten außerhalb der Orte stattfanden, an denen Demonstrationen angemeldet waren. Für die Demo Arndstraße kann ich versichern, das zu keinem Zeitpunkt Flaschen, Steine oder irgendetwas anderes gewurfen oder Pyrotechnik benutzt wurde.

Auch weise ich die pauschale Unterstellung, man würde mit seiner Anwesenheit die Gewalttaten legitimieren und billigen aufs schärfste zurück.

Selbst wenn man am Sonnabend die Demo hätte verlassen wollen, so ging dies rein faktisch nicht. In Richtung Bernhard-Göring-Straße gab es eine Polizeikette, aus deren Reihe ohne Anlass und Vorankündigung eine Reizgaspatrone in die Demo geschossen wurde (siehe YouTube-Video der MoPo24). In Richtung Karl-Liebknecht-Straße war ebenso kein Durchkommen, da auch dort Reizgas verschossen wurde. Ein seitliches Ausweichen war ebenso nicht möglich, teils baulich bedingt, teils weil auch Garagenhofzugänge von der Polizei abgeriegelt wurden. Wo und wie hätte man also, wie Herr Loepki es empfiehlt, die Demo verlassen sollen? Weiterhin verlöre man bei Verlassen des Demonstrationsortes seine gesetzlich damit verbrieften Rechte als Demonstrationsteilnehmer.

Auch der Rat, die gesamte friedlichen Demonstration zu verlagern

Und wenn sich der friedliche Gegenprotest insgesamt verlagert, verlässt ihn auch niemand, sondern wandert mit ihm an einen anderen Ort.

kann nicht ernst gemeint sein, in Anbetracht dessen, das die Polizei schon eine korrekt angemeldete Demo nur widerwillig zuließ. Wie hätte die Polizei dann reagiert, wenn sich eine ganze Demo unvermittelt wo auch immer hin wegbewegt? Ich wage mir nicht auszumalen, was dann noch passiert wäre.

Update 19:05: Tippfehler korrigiert, Satz ergänzt

#le1212

Am gestrigen Sonnabend, den 12.12. fand eine Demo, angemeldet durch die OfD (Offensive für Deutschland, einer rechtsaußen-Abspaltung der Legida), der Patrei Die Rechte und der Thügida statt. Eigentlich planten die Anmelder drei Demos im Stadtteil Connewitz, die sich in einer Abschlusskundgebung zusammenfinden sollten. Dies ließ die Stadt Leipzig jedoch nicht zu und beauflagte eine gemeinsame Demo in der Südvorstadt. Gründe waren unter anderem angekündigte Aktionen von Hooligan-Gruppen wie „Connewitz in Schutt und Asche legen“ oder „Leipzig sieht nach dem 12.12. nicht mehr aus wie vorher“. Leider sollte sich dies bewahrheiten, wenn auch anders als von den Rechten angedacht.

Der Demotag begann eigentlich recht friedlich, ich wollte mich einer durch die Aktion Leipzig nimmt Platz angemeldeten Demo an der Arndtstraße, Ecke Bernhard-Göring-Straße anschließen. Zuerst wollte die vor Ort schon anwesende Polizei die Demo nicht zulassen, wohl in der Unkenntnis des eigenen Standortes. Dies klärte sich jedoch recht schnell mit Verweis auf den Stadtplan bzw. ein Straßenschild auf. Sodann begann die Demo mit der üblichen Verlesung der Auflagen. Der Zulauf zur Demo war recht gut und eine erste Rede wurde gehalten. Irgendetwas war jedoch komisch. Die Polizei war merklich nervöser als kurz zuvor und verstärkte die Sperrkette, die den „Zugang“ zum Ort der rechten Abschlusskundgebung verhinderte.

Vielleicht zehn bis zwanzig Minuten gingen mit Musik ins Land, als unvermittelt zahlreiche Böllerschläge in nicht all zu weiter Entfernung zu hören waren. An der unweit querenden Karl-Liebknecht-Straße konnte man Menschenmassen von einer Seite zur anderen rennen sehen. Auch ein Großteil der Demoteilnehmer strömte jetzt Richtung Karli. Ich blieb mit einigen wenigen am Demoort. Kurze Zeit später zogen Schwaden von Reizgas in unsere Richtung, da dummerweise der Wind richtig stand. Man konnte sich nur ausmalen, was jetzt dort abgehen musste und warum. Twitter war zu diesem Zeitpunkt stumm und so konnte man nur warten und rätseln.

Als nach einiger Zeit eine Reihe von Demoteilnehmern zurückkamen, tauchten hinter der Polizeikette auf einmal ein paar provozierende Nazis auf. Anstatt das die Polizei die Störer wegbegleitete, und auf die etwas aufgebracht reagierenden Demoteilnehmer deeskalierend einzuwirken, wurde die Polizei noch nervöser, filmte die Demoteilnehmer und verschoss irgendwann unvermittelt eine Reizgaspatrone in die friedliche, angemeldete und genehmigte Kundgebung. Das ganze ist glücklicherweise auf einem YouTube-Video dokumentiert. Keiner kann bestreiten, das die mit gutem Abstand mittlerweile ruhig stehenden Demoteilnehmer irgendwie auf die Polizisten hätten einwirken können oder wollen.

Zwischenzeitlich schien es auf der Karl-Liebknecht-Straße schon wieder rund zu gehen, so das man als normaler Teilnehmer weder in die eine noch die andere Richtung hätte ausweichen können. Von beiden Seiten waberte Reizgas und man konnte nur abwarten und sich (in den Augen der Polzei) so unauffällig wie möglich verhalten.

Das ganze als kleiner Abriss wie sich die Situation in meinen Augen dargestellt hat. Es gibt u.a. bei der L-IZ einen umfangreichen Tagesbericht mit zahlreichen Bildern, auf den ich hier gerne verweisen möchte.

Was ist nun das Ergebnis dessen, was in der Karl-Liebknecht-Straße und der Kurt-Eisner-Straße passierte? Das friedliche Engagement gegen Rassismus, Ausländerfeindlichkeit und Nationalismus ist ein weiteres mal diskreditiert worden und ich kann mir gut vorstellen, das bei zukünftigen Legida-Gegendemonstrationen nun noch weniger Menschen „aus dem ganz normalen Leben“ teilnehmen, wenn diese denn überhaupt noch in der bisherigen Form genehmigt werden. Auch wird sich die Polizei in ihrem Verhalten Demoteilnehmern gegenüber noch härter zeigen als bisher schon. Der 12.12. hat also all denen in die Hände gespielt, die genau so ein Szenario produzieren wollen. Allen voran der OfD, den Rechten und der AfD. Das bittere daran ist, das die Rechten ja mit „Connewitz in Schutt und Asche legen“ zu mobilisieren versuchten. Das wurde ihnen abgenommen, und sie mussten sich dabei nicht einmal selbst die Hände dreckig machen.

Ich überlege schon seit gestern die ganze Zeit, warum das ganze so passiert ist und welches Ziel die Randalierer verfolgt haben. Inwiefern grölen jetzt weniger Nazis ihre dumpfen Parolen, brennen jetzt weniger Flüchtlingsunterkünfte oder ist irgendeinem zu uns kommenden Flüchtling jetzt mehr geholfen? Was helfen zerstörte Werbeaufsteller, Außenanlagen von Kneipen und Straßenbahnhaltestellen bei der Flüchtlingshilfe oder der Arbeit gegen Rechts? Genau das Gegenteil wird passieren. Alle die, die sich auf vielfältigen Wegen für Geflüchtete einsetzen, werden von Teilen der (Stadt-)Bevölkerung automatisch mit den Vorfällen vom 12.12. assoziiert. Viele werden sich von ihrer Hilfe und den notwendigen Gegendemonstrationen zurückziehen.

Ich selbst werde weiter an friedlichen Gegendemonstrationen teilnehmen, mich aber noch mehr von Störern und Provokateuren fernhalten, auch durch das bewusste Tragen von bunter Kleidung. Vielleicht wäre das eine Idee, sich auch so „vom schwarzen Block“ optisch zu distanzieren.

Ich bin noch da

Lange habe ich hier nix mehr geschrieben und auch im debianforum.de war ich lange Zeit und wenn überhaupt dann nur im Hintergrund aktiv. Zur Zeit oder eigentlich schon seit Anfang des Jahres passieren einfach so viele andere Dinge, bei denen ich versuche mich zu engagieren oder aber die mich in Anspruch nehmen, so das ich für eigentlich auch wichtige Dinge kaum noch Zeit oder manchmal auch Energie habe.

Seitdem in Dresden die Pegida und in meiner Heimatstadt Leipzig die sogenannte Legida zwar mit stagnierenden Zahlen Hass, Fremdenfeindlichkeit, Islamophobie und plumpe Deutsch-Tümelei auf die Straßen bringt, kann und will ich nicht länger passiv sein, und bin daher auf jeder Gegendemo gewesen und habe dies auch weiter vor.

Parallel dazu entwickelte sich eine zunehmend angespitzte Situation, was die Unterbringung und Versorgung der bei uns in Deutschland asylsuchenden Flüchtlinge anbelangt. Wenn Leute tausende Kilometer flüchten und dann in Zelten oder abbruchreifen Turnhallen untergebracht werden, da muss man dann einfach nur noch helfen wo und wie man kann. Die Anschläge, versuchten Anschläge und die mit Hass und Verachtung erfüllten „Demonstrationen“ vor Flüchtlingsunterkünften, vorallem in sächsischen Städten wie Heidenau, Freital, Dresden oder Meißen haben zumindest meine Bestrebungen zu helfen und ein klein wenig vom Bild des „dunklen Deutschland“ abzutragen, eher befördert als gehindert.

Dies wollte ich nur kurz niederschreiben, ich bin also noch da, komme hoffentlich alsbald wieder und wenn ihr wollt, dann lest meine Twitter-Timeline, denn da bin ich, wenn ich im Netz aktiv bin, zur Zeit am meisten.