Monthly archives "Dezember 2015"

CM13-Update – „Setup Assistant stopped working“

Ich hab eben mal aus Spieltrieb mein Moto G XT1033 auf CyanogenMod 13 geflasht. Eigentlich sollte der „Dirty Flash“ von CM12.1 auf CM13 problemlos laufen, aber irgendwie bin ich nach dem Flashen der Firmware und auch der passenden Google Apps auf einen nervigen Fehler „Setup Assistant stopped working“ gestoßen, dessen Dialogbox trotz Bestätigung immer wieder aufpoppte, und so das Telefon quasi unbrauchbar macht.

Nach längerem hin und herprobieren, inklusive Formatieren von /system im TWRP bin ich drauf gestoßen, das besagtem Dienst einfach alle Rechte fehlen. Es ist etwas tricky, aber kurz nach dem Booten des Telefons kann man in die Einstellungen gehen, dort auf Apps, rechts oben auf die drei Punkte, dort auch Systemdienste anzeigen lassen und dann in der Apps-Liste den Setup Assistenten aussuchen. Im Untermenü kann man ihm dann die Rechte auf Kontakte und Telefon geben. Dann ist Ruhe mit der Fehlermeldung, und man kann das Telefon wieder benutzen.

Lediglich die eine oder andere App crasht jetzt noch, und kann mit deinstallieren und neu installieren über den Play Store wieder gangbar gemacht werden. Den „Fehler“ kannte ich aber schon aus anderen Releasewechseln her und er ist recht einfach behebbar.

Das nur als kleine Gedankenstütze, nicht zuletzt für mich selbst.

Update 28.05.2016: Im CyanogenMod-Wiki scheint es eine einfachere und auch problemlosere Fehlerbehebung zu geben.

Bemerkung zum LVZ-Interview mit Andreas Loepki zum 12. Dezember

In der Online-Ausgabe der Leipziger Volkszeitung gab es am 14. Dezember ein Interview mit Andreas Loepki, Polizeisprecher der Polizeidirektion Leipzig.

Hierzu möchte ich als Teilnehmer einer am 12. Dezember angemeldeten Demonstration folgendes anmerken. Auf die Frage des Journalisten

Im ersten Fazit der Polizei am Samstagabend heißt es, die friedlichen Demonstranten hätten sich zu wenig von den Gewalttätern distanziert. Aus Reihen der Gegendemonstranten heißt es aber, sie hätten kaum Möglichkeiten dazu gehabt. Man habe sich (räumlich) gar nicht distanzieren können, ohne den Gegenprotest grundsätzlich zu verlassen, weil nur der schmale Korridor auf der Karl-Liebknecht-Straße verblieben wäre. Wie sehen Sie diese Argumentation?

antwortete Herr Loepki

Wenn Vermummte auftauchen, Steine, Flaschen und Pyrotechnik werfen, dann müssen Menschen, die sich friedlich gegen rechte Hasstiraden versammelt haben, auch ein Zeichen gegen diese Form der Gewalt setzen.

In Anbetracht der Eigengefährdung kann dies aus meiner Sicht wiederum nur durch Verlassen des Ortes und durch verbale Kundgabe der Ablehnung erfolgen. Vor Ort zu bleiben, kommt leider einer stillschweigenden Duldung gleich, diskreditiert die Absicht, Gewalt abzulehnen, und geht mit dem Risiko einher, von polizeilichen Zwangsmittel betroffen zu werden.

Diese Argumentation ist meiner Meinung nach in zweierlei Hinsicht falsch. Wenn Herr Lopeki in vorgehenden Antworten schreibt

Es reicht mir nicht, wenn darauf verwiesen wird, solche Versammlungen dann selbstverständlich sofort zu beenden – die kriminellen Chaoten wären schließlich noch immer vor Ort.

kann er hier nicht selbiges einfordern und meinen, wenn alle vernünftigen eine gestörte Demo verlassen, dann sei alles gut. Die Störer wären auch in diesem Fall noch vorhanden. Auch wäre es Aufgabe der Polizei gewesen, Störer nicht in eine Demonstration hineinzutreiben, wie es in der Arndstraße, Ecke Karl-Liebknecht-Straße geschehen ist (siehe Pressemitteilung der Aktion „Leipzig nimmt Platz“), sondern die legale Demo vor eben solchen zu schützen. Dazu war die vor Ort anwesende Polizei aber zu keinem Zeitpunkt in der Lage und/oder gewillt. Außerdem bleibt anzumerken, das sämtliche Gewalttätigkeiten außerhalb der Orte stattfanden, an denen Demonstrationen angemeldet waren. Für die Demo Arndstraße kann ich versichern, das zu keinem Zeitpunkt Flaschen, Steine oder irgendetwas anderes gewurfen oder Pyrotechnik benutzt wurde.

Auch weise ich die pauschale Unterstellung, man würde mit seiner Anwesenheit die Gewalttaten legitimieren und billigen aufs schärfste zurück.

Selbst wenn man am Sonnabend die Demo hätte verlassen wollen, so ging dies rein faktisch nicht. In Richtung Bernhard-Göring-Straße gab es eine Polizeikette, aus deren Reihe ohne Anlass und Vorankündigung eine Reizgaspatrone in die Demo geschossen wurde (siehe YouTube-Video der MoPo24). In Richtung Karl-Liebknecht-Straße war ebenso kein Durchkommen, da auch dort Reizgas verschossen wurde. Ein seitliches Ausweichen war ebenso nicht möglich, teils baulich bedingt, teils weil auch Garagenhofzugänge von der Polizei abgeriegelt wurden. Wo und wie hätte man also, wie Herr Loepki es empfiehlt, die Demo verlassen sollen? Weiterhin verlöre man bei Verlassen des Demonstrationsortes seine gesetzlich damit verbrieften Rechte als Demonstrationsteilnehmer.

Auch der Rat, die gesamte friedlichen Demonstration zu verlagern

Und wenn sich der friedliche Gegenprotest insgesamt verlagert, verlässt ihn auch niemand, sondern wandert mit ihm an einen anderen Ort.

kann nicht ernst gemeint sein, in Anbetracht dessen, das die Polizei schon eine korrekt angemeldete Demo nur widerwillig zuließ. Wie hätte die Polizei dann reagiert, wenn sich eine ganze Demo unvermittelt wo auch immer hin wegbewegt? Ich wage mir nicht auszumalen, was dann noch passiert wäre.

Update 19:05: Tippfehler korrigiert, Satz ergänzt

#le1212

Am gestrigen Sonnabend, den 12.12. fand eine Demo, angemeldet durch die OfD (Offensive für Deutschland, einer rechtsaußen-Abspaltung der Legida), der Patrei Die Rechte und der Thügida statt. Eigentlich planten die Anmelder drei Demos im Stadtteil Connewitz, die sich in einer Abschlusskundgebung zusammenfinden sollten. Dies ließ die Stadt Leipzig jedoch nicht zu und beauflagte eine gemeinsame Demo in der Südvorstadt. Gründe waren unter anderem angekündigte Aktionen von Hooligan-Gruppen wie „Connewitz in Schutt und Asche legen“ oder „Leipzig sieht nach dem 12.12. nicht mehr aus wie vorher“. Leider sollte sich dies bewahrheiten, wenn auch anders als von den Rechten angedacht.

Der Demotag begann eigentlich recht friedlich, ich wollte mich einer durch die Aktion Leipzig nimmt Platz angemeldeten Demo an der Arndtstraße, Ecke Bernhard-Göring-Straße anschließen. Zuerst wollte die vor Ort schon anwesende Polizei die Demo nicht zulassen, wohl in der Unkenntnis des eigenen Standortes. Dies klärte sich jedoch recht schnell mit Verweis auf den Stadtplan bzw. ein Straßenschild auf. Sodann begann die Demo mit der üblichen Verlesung der Auflagen. Der Zulauf zur Demo war recht gut und eine erste Rede wurde gehalten. Irgendetwas war jedoch komisch. Die Polizei war merklich nervöser als kurz zuvor und verstärkte die Sperrkette, die den „Zugang“ zum Ort der rechten Abschlusskundgebung verhinderte.

Vielleicht zehn bis zwanzig Minuten gingen mit Musik ins Land, als unvermittelt zahlreiche Böllerschläge in nicht all zu weiter Entfernung zu hören waren. An der unweit querenden Karl-Liebknecht-Straße konnte man Menschenmassen von einer Seite zur anderen rennen sehen. Auch ein Großteil der Demoteilnehmer strömte jetzt Richtung Karli. Ich blieb mit einigen wenigen am Demoort. Kurze Zeit später zogen Schwaden von Reizgas in unsere Richtung, da dummerweise der Wind richtig stand. Man konnte sich nur ausmalen, was jetzt dort abgehen musste und warum. Twitter war zu diesem Zeitpunkt stumm und so konnte man nur warten und rätseln.

Als nach einiger Zeit eine Reihe von Demoteilnehmern zurückkamen, tauchten hinter der Polizeikette auf einmal ein paar provozierende Nazis auf. Anstatt das die Polizei die Störer wegbegleitete, und auf die etwas aufgebracht reagierenden Demoteilnehmer deeskalierend einzuwirken, wurde die Polizei noch nervöser, filmte die Demoteilnehmer und verschoss irgendwann unvermittelt eine Reizgaspatrone in die friedliche, angemeldete und genehmigte Kundgebung. Das ganze ist glücklicherweise auf einem YouTube-Video dokumentiert. Keiner kann bestreiten, das die mit gutem Abstand mittlerweile ruhig stehenden Demoteilnehmer irgendwie auf die Polizisten hätten einwirken können oder wollen.

Zwischenzeitlich schien es auf der Karl-Liebknecht-Straße schon wieder rund zu gehen, so das man als normaler Teilnehmer weder in die eine noch die andere Richtung hätte ausweichen können. Von beiden Seiten waberte Reizgas und man konnte nur abwarten und sich (in den Augen der Polzei) so unauffällig wie möglich verhalten.

Das ganze als kleiner Abriss wie sich die Situation in meinen Augen dargestellt hat. Es gibt u.a. bei der L-IZ einen umfangreichen Tagesbericht mit zahlreichen Bildern, auf den ich hier gerne verweisen möchte.

Was ist nun das Ergebnis dessen, was in der Karl-Liebknecht-Straße und der Kurt-Eisner-Straße passierte? Das friedliche Engagement gegen Rassismus, Ausländerfeindlichkeit und Nationalismus ist ein weiteres mal diskreditiert worden und ich kann mir gut vorstellen, das bei zukünftigen Legida-Gegendemonstrationen nun noch weniger Menschen „aus dem ganz normalen Leben“ teilnehmen, wenn diese denn überhaupt noch in der bisherigen Form genehmigt werden. Auch wird sich die Polizei in ihrem Verhalten Demoteilnehmern gegenüber noch härter zeigen als bisher schon. Der 12.12. hat also all denen in die Hände gespielt, die genau so ein Szenario produzieren wollen. Allen voran der OfD, den Rechten und der AfD. Das bittere daran ist, das die Rechten ja mit „Connewitz in Schutt und Asche legen“ zu mobilisieren versuchten. Das wurde ihnen abgenommen, und sie mussten sich dabei nicht einmal selbst die Hände dreckig machen.

Ich überlege schon seit gestern die ganze Zeit, warum das ganze so passiert ist und welches Ziel die Randalierer verfolgt haben. Inwiefern grölen jetzt weniger Nazis ihre dumpfen Parolen, brennen jetzt weniger Flüchtlingsunterkünfte oder ist irgendeinem zu uns kommenden Flüchtling jetzt mehr geholfen? Was helfen zerstörte Werbeaufsteller, Außenanlagen von Kneipen und Straßenbahnhaltestellen bei der Flüchtlingshilfe oder der Arbeit gegen Rechts? Genau das Gegenteil wird passieren. Alle die, die sich auf vielfältigen Wegen für Geflüchtete einsetzen, werden von Teilen der (Stadt-)Bevölkerung automatisch mit den Vorfällen vom 12.12. assoziiert. Viele werden sich von ihrer Hilfe und den notwendigen Gegendemonstrationen zurückziehen.

Ich selbst werde weiter an friedlichen Gegendemonstrationen teilnehmen, mich aber noch mehr von Störern und Provokateuren fernhalten, auch durch das bewusste Tragen von bunter Kleidung. Vielleicht wäre das eine Idee, sich auch so „vom schwarzen Block“ optisch zu distanzieren.