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(fast) zwei Jahre Sachspendenzentrale

Mit dem heutigen Tage endet -vorerst- mein fast zweijähriges ehrenamtliches Engagement in der Leipziger Sachspendenzentrale. Es endet nicht, weil ich nicht mehr helfen möchte oder ich darin keinen Sinn mehr sehen würde, auch nicht weil es keine Hilfebedürftigen oder Sachspenden mehr gäbe. Nein, es endet, weil zum 31.07. die einzige Angestellte des Trägervereins, die sich um die Sachspendenzentrale kümmerte, entlassen wird und damit die Sachspendenzentrale faktisch tot ist. Der Trägerverein, der Flüchtlingsrat Leipzig e.V. ist -das ging schon genug durch die Lokalpresse– zahlungsunfähig und musste damit gezwungenermaßen Insolvenz bei Gericht anmelden.

Leider setzte sich mit Bekanntwerden der Insolvenz das fort, was sich bereits Monate vorher immer mehr angedeutet hatte. Es fand zu keinem mir bekannten Zeitpunkt eine offizielle und verbindliche Information an die vielen vielen Hilfswilligen statt, was denn nun Stand der Dinge sei. Bestenfalls gab es Buschfunk aus Informationsfetzen und man reimte sich untereinander etwas zusammen. Besonders bitter wirkt im Nachhinein die Preisverleihung der „Heißen Kartoffel“ noch im Mai 2017. Selbst heute noch steht auf der Homepage des Flüchtlingsrat der Text, der dort schon über ein Jahr prangt, und es wird zu Spenden an den Verein aufgefordert, obwohl dieser nicht mehr handlungsfähig ist.

Es wäre sicher nicht zu viel verlangt gewesen, wenn der Vereinsvorstand den Helferinnen und Helfern die Situation persönlich erläutert hätte. Das gebietet meiner Meinung nach schon der Anstand und die Anerkennung denjenigen gegenüber, die sich Tag für Tag im Sinne des Projektes nach Feierabend, Schule, Uni oder auch in ihrer Freizeit und manchmal sogar im Urlaub engagiert haben.

Auch an die vielen spendenwilligen Leipzigerinnen und Leipziger gab es mit Ausnahme eines Hinweises (das jetzt Sommerpause sei und keine Spenden angenommen werden) direkt an der Halle der Sachspendenzentrale und eines knappen Facebook-Postings keine Info, ob, wann und wie es weitergeht.

Leider stößt man mit diesem Vorgehen (oder sollte man es eher nicht-Vorgehen nennen?) meiner Meinung nach all denjenigen vor den Kopf, auf die man eigentlich angewiesen ist, wenn man so ein Projekt betreibt. Sowas spielt auch unnötigerweise allen Besorgtbürgern und denen in die Hände, die es „schon immer gewusst haben“ und bestätigt einmal mehr deren Vorurteile und vorgefasste Meinungen. Sie haben nun ein weiteres Beispiel ihrer Klischeehaften Vorstellungen.

Auch von der Stadt Leipzig hätte es das eine oder andere Wort pro-Sachspendenzentrale geben können, denn nur all zu oft hat man sich mit dem Vorzeigeprojekt Sachspendenzentrale geschmückt. Viel wäre schon geholfen, wenn man einem potentiellen neuen Träger mitgeben könnte, das sich an den räumlichen und organisatorischen Gegebenheiten (ungenutzte Halle der LVB, Strom, Heizung, …), auf denen die Sachspenenzentrale aufgebaut hat, auf eine zuvor bestimmte Zeit weg nichts ändern wird. So hätte der neue Träger, wer auch immer das sein möge, eine gewisse Planungssicherheit.

Wenn man mit all dem oben genannten etwas rechtzeitiger rausgekommen wäre, dann hätte es vielleicht nicht gerade zwangsweise zu der jetzigen Situation kommen müssen. Man hätte „in Ruhe“ einen neuen Träger suchen und vielleicht auch finden können.

Was jetzt übrig bleibt, ist ein fader Beigeschmack und viele viele offene Fragen. Wird es wie auch immer mit der Sachspendenzentrale weitergehen? Was passiert mit den unzähligen vorhandenen und in mühevoller Kleinarbeit akribisch sortierten und aufbereiteten Sachspenden? Wem gehören sie vom rechtlichen Standpunkt aus gesehen, wer darf jetzt wie darüber verfügen? Werden sie vielleicht irgendwann entsorgt oder kommen diese noch einer sinnstiftenden Verwendung zu? Wo erhalten Hilfsbedürftige jetzt die Unterstützung, die sie brauchen? Hat man es mit der so oft und fast schon gebetsmühlenartig vorgetragenen Nächstenliebe wirklich ernst gemeint?

Zurückblickend möchte ich die Zeit nicht missen, auch wenn ich aktuell und hoffentlich verständlicherweise etwas verbittert klinge. Ich habe viele nette Menschen kennenlernen können, habe persönlich und privat viel dazu gelernt. Einige hoffentlich dauerhafte Freundschaften sind geknüpft worden. Nie vergessen werden ich die dankbaren Gesichter derjenigen, denen man mit der noch so kleinen Spende ein wenig helfen konnte. Auch die gute Stimmung und den nahezu unerschütterlichen Optimismus, den die Organisatorin der SZL verbreitete, werde ich vermissen. Peggy, ich hoffe Du findest schnell einen neuen Job, der Dir mindestens genau so viel Spaß macht, wie der in der Sachspendenzentrale. Viel haben wir zusammen gelacht, und auch wenn Du mich noch immer nicht zum Rauchen gebracht hast, habe ich es fast schon bewundert, wie oft Du es versucht hast. Das war quasi unser Running-Gag der letzten zwei Jahre. 😉 Die beiden Teilnahmen an den Brückenfesten im Sommer 2015 und 2016 und die vielen Floh- und Tauschmärkte werde ich nicht vergessen. Ich hatte schöne Zeiten und auch traurige, aber alles in allem überwiegt deutlich das Positive.

Vielleicht sehe ich das ganze aktuell etwas zu pessimistisch und es findet sich doch noch ein neuer Träger für die Sachspendenzentrale. Wenn dem so ist, dann bin ich wie viele andere sicher auch, maximal nur einen Anruf weit entfernt. Ich werde die Augen und Ohren offen halten, und all diejenigen ansprechen, von denen ich denke und hoffe, das sie etwas zu einem Neustart der Sachspendenzentrale aktiv beitragen könnten und wollen. Hoffen wir im Sinne aller das Beste.

Identitätsdiebstahl auf pi-news.net

Wie ich durch eine Google-Suche erfahren musste, gibt es auf der rechtspopulistischen und in *GIDA-Kreisen beliebten Webseite pi-news.net * ein Fakeprofil mit meinem vollen Namen. Mit diesem Profil wurden und werden weiterhin zahlreiche Kommentare gepostet, von deren Inhalt, Zielrichtung und Tonalität ich mich in entschiedener Weise distanzieren möchte.

Das Profil wurde selbstredend nicht durch mich erstellt, noch wurde ich in irgend einer Weise in deren Erstellung einbezogen oder hätte gar zugestimmt.

Ich habe sowohl unter den wenigen erreichbaren Kontaktdaten die Webseitenbetreiber angeschrieben, als auch die sich in den USA befindlichen Server- und Plattformbetreiber kontaktiert. Ich muss wohl jedoch davon ausgehen, das keine der Kontaktaufnahmen Erfolg haben wird.

Sollte die von mir in der Löschaufforderung gesetzte Frist fruchtlos verstreichen, so ziehe ich eine Strafanzeige bei der Polizei in Betracht, wohlwissend das zumindest in Deutschland ein Straftatbestand Identitätsdiebstahl nicht existent ist.

Ich kann nur mutmaßen, woher das Profil stammt. Warum es erstellt wurde, das kann ich mir sehr wohl denken.

Ich möchte diesen Sachverhalt mit diesem Blogpost hier dokumentieren, und hoffe das er in entsprechenden Suchanfrage passend gewichtet wird.

Update 14.11.2016: PI-News hat erwartungsgemäß nicht auf meine mehrfache Aufforderung reagiert. Ich habe jetzt die technischen Dienstleister der Seite kontaktiert und werde in Kürze eine entsprechende Strafanzeige bei der Polizei stellen.

Hinweis: Um sowohl die Webseite als auch die auf sie zeigenden Suchergebnisse nicht zusätzlich aufzuwerten, habe ich auf eine Verlinkung verzichtet. Die Suchanfrage sollte jeder auch ohne Verlinkung nachvollziehen können.

Indymedia-Beitrag über Legida-Gegenprotest-Bündnisse

Normalerweise sind Postings wie diese hier nicht mein Ding, aber das, was ich auf linksunten.indymedia.org heute las, das macht mich richtiggehend wütend und es ist wie der sprichwörtliche Schlag ins Gesicht. Nicht nur in meines, sondern in das all derer, die sich seit nunmehr eineinhalb Jahren aktiv gegen Legida, Pegida, AfD, OfD usw. und damit für einen menschenwürdigen Umgang mit Geflüchteten einsetzen.

In dem Beitrag beschreibt eine Rosa, das die Gegenprotest-Bündnisse Leipzig nimmt Platz und NoLegida ja nur von SPD und Grünen dominiert seien und man diesen Leuten die Überzeugung abspricht, sich überhaupt *für* Geflüchtete einzusetzen. Kurz zur Klarstellung. Ich bin selbst SPD-Mitglied, aber das spielt eigentlich keine Rolle, weil es meine tiefste Überzeugung ist, das das was Legida vertritt gegen all das steht, für das wir uns als offene Gesellschaft einsetzen sollten. Menschenwürdigen Umgang miteinander, Nächstenliebe, Recht auf Asyl usw. usf. Und mit dieser Überzeugung bin ich sicher nicht alleine. Und nein, Parteipolitik war und ist eigentlich nie Thema auf den Gegendemos gewesen. Das natürlich auch Parteipolitiker auf den Demos Reden halten und hielten ist doch nicht verwerflich. Würden sie sich nicht auf den Gegendemos engagieren, dann wäre genau dies ihnen zum Vorwurf gemacht worden.

Ich frage mich, woher sich die anonyme (!) Schreiberin das Recht nimmt, das Engagement all derer abzuwerten, die Woche für Woche bei Wind und Wetter, bei Regen, Schnee und Sonnenschein aktiv sind, und auch noch neben dem normalen Berufsleben und den ganzen Gegendemos Zeit finden, sich in praktischer Flüchtlingshilfe einzubringen. Und das oftmals bis zur physischen und psychischen Belastungsgrenze und darüber hinaus. Alleine von rumtheoretisieren und vom Bessere-Welt-träumen ist keinem Geflüchteten geholfen.

Sorry, falls ich euch mit dem Posting auf die Ketten gegangen bin, aber das musste mal geschrieben werden.

Bemerkung zum LVZ-Interview mit Andreas Loepki zum 12. Dezember

In der Online-Ausgabe der Leipziger Volkszeitung gab es am 14. Dezember ein Interview mit Andreas Loepki, Polizeisprecher der Polizeidirektion Leipzig.

Hierzu möchte ich als Teilnehmer einer am 12. Dezember angemeldeten Demonstration folgendes anmerken. Auf die Frage des Journalisten

Im ersten Fazit der Polizei am Samstagabend heißt es, die friedlichen Demonstranten hätten sich zu wenig von den Gewalttätern distanziert. Aus Reihen der Gegendemonstranten heißt es aber, sie hätten kaum Möglichkeiten dazu gehabt. Man habe sich (räumlich) gar nicht distanzieren können, ohne den Gegenprotest grundsätzlich zu verlassen, weil nur der schmale Korridor auf der Karl-Liebknecht-Straße verblieben wäre. Wie sehen Sie diese Argumentation?

antwortete Herr Loepki

Wenn Vermummte auftauchen, Steine, Flaschen und Pyrotechnik werfen, dann müssen Menschen, die sich friedlich gegen rechte Hasstiraden versammelt haben, auch ein Zeichen gegen diese Form der Gewalt setzen.

In Anbetracht der Eigengefährdung kann dies aus meiner Sicht wiederum nur durch Verlassen des Ortes und durch verbale Kundgabe der Ablehnung erfolgen. Vor Ort zu bleiben, kommt leider einer stillschweigenden Duldung gleich, diskreditiert die Absicht, Gewalt abzulehnen, und geht mit dem Risiko einher, von polizeilichen Zwangsmittel betroffen zu werden.

Diese Argumentation ist meiner Meinung nach in zweierlei Hinsicht falsch. Wenn Herr Lopeki in vorgehenden Antworten schreibt

Es reicht mir nicht, wenn darauf verwiesen wird, solche Versammlungen dann selbstverständlich sofort zu beenden – die kriminellen Chaoten wären schließlich noch immer vor Ort.

kann er hier nicht selbiges einfordern und meinen, wenn alle vernünftigen eine gestörte Demo verlassen, dann sei alles gut. Die Störer wären auch in diesem Fall noch vorhanden. Auch wäre es Aufgabe der Polizei gewesen, Störer nicht in eine Demonstration hineinzutreiben, wie es in der Arndstraße, Ecke Karl-Liebknecht-Straße geschehen ist (siehe Pressemitteilung der Aktion „Leipzig nimmt Platz“), sondern die legale Demo vor eben solchen zu schützen. Dazu war die vor Ort anwesende Polizei aber zu keinem Zeitpunkt in der Lage und/oder gewillt. Außerdem bleibt anzumerken, das sämtliche Gewalttätigkeiten außerhalb der Orte stattfanden, an denen Demonstrationen angemeldet waren. Für die Demo Arndstraße kann ich versichern, das zu keinem Zeitpunkt Flaschen, Steine oder irgendetwas anderes gewurfen oder Pyrotechnik benutzt wurde.

Auch weise ich die pauschale Unterstellung, man würde mit seiner Anwesenheit die Gewalttaten legitimieren und billigen aufs schärfste zurück.

Selbst wenn man am Sonnabend die Demo hätte verlassen wollen, so ging dies rein faktisch nicht. In Richtung Bernhard-Göring-Straße gab es eine Polizeikette, aus deren Reihe ohne Anlass und Vorankündigung eine Reizgaspatrone in die Demo geschossen wurde (siehe YouTube-Video der MoPo24). In Richtung Karl-Liebknecht-Straße war ebenso kein Durchkommen, da auch dort Reizgas verschossen wurde. Ein seitliches Ausweichen war ebenso nicht möglich, teils baulich bedingt, teils weil auch Garagenhofzugänge von der Polizei abgeriegelt wurden. Wo und wie hätte man also, wie Herr Loepki es empfiehlt, die Demo verlassen sollen? Weiterhin verlöre man bei Verlassen des Demonstrationsortes seine gesetzlich damit verbrieften Rechte als Demonstrationsteilnehmer.

Auch der Rat, die gesamte friedlichen Demonstration zu verlagern

Und wenn sich der friedliche Gegenprotest insgesamt verlagert, verlässt ihn auch niemand, sondern wandert mit ihm an einen anderen Ort.

kann nicht ernst gemeint sein, in Anbetracht dessen, das die Polizei schon eine korrekt angemeldete Demo nur widerwillig zuließ. Wie hätte die Polizei dann reagiert, wenn sich eine ganze Demo unvermittelt wo auch immer hin wegbewegt? Ich wage mir nicht auszumalen, was dann noch passiert wäre.

Update 19:05: Tippfehler korrigiert, Satz ergänzt

#le1212

Am gestrigen Sonnabend, den 12.12. fand eine Demo, angemeldet durch die OfD (Offensive für Deutschland, einer rechtsaußen-Abspaltung der Legida), der Patrei Die Rechte und der Thügida statt. Eigentlich planten die Anmelder drei Demos im Stadtteil Connewitz, die sich in einer Abschlusskundgebung zusammenfinden sollten. Dies ließ die Stadt Leipzig jedoch nicht zu und beauflagte eine gemeinsame Demo in der Südvorstadt. Gründe waren unter anderem angekündigte Aktionen von Hooligan-Gruppen wie „Connewitz in Schutt und Asche legen“ oder „Leipzig sieht nach dem 12.12. nicht mehr aus wie vorher“. Leider sollte sich dies bewahrheiten, wenn auch anders als von den Rechten angedacht.

Der Demotag begann eigentlich recht friedlich, ich wollte mich einer durch die Aktion Leipzig nimmt Platz angemeldeten Demo an der Arndtstraße, Ecke Bernhard-Göring-Straße anschließen. Zuerst wollte die vor Ort schon anwesende Polizei die Demo nicht zulassen, wohl in der Unkenntnis des eigenen Standortes. Dies klärte sich jedoch recht schnell mit Verweis auf den Stadtplan bzw. ein Straßenschild auf. Sodann begann die Demo mit der üblichen Verlesung der Auflagen. Der Zulauf zur Demo war recht gut und eine erste Rede wurde gehalten. Irgendetwas war jedoch komisch. Die Polizei war merklich nervöser als kurz zuvor und verstärkte die Sperrkette, die den „Zugang“ zum Ort der rechten Abschlusskundgebung verhinderte.

Vielleicht zehn bis zwanzig Minuten gingen mit Musik ins Land, als unvermittelt zahlreiche Böllerschläge in nicht all zu weiter Entfernung zu hören waren. An der unweit querenden Karl-Liebknecht-Straße konnte man Menschenmassen von einer Seite zur anderen rennen sehen. Auch ein Großteil der Demoteilnehmer strömte jetzt Richtung Karli. Ich blieb mit einigen wenigen am Demoort. Kurze Zeit später zogen Schwaden von Reizgas in unsere Richtung, da dummerweise der Wind richtig stand. Man konnte sich nur ausmalen, was jetzt dort abgehen musste und warum. Twitter war zu diesem Zeitpunkt stumm und so konnte man nur warten und rätseln.

Als nach einiger Zeit eine Reihe von Demoteilnehmern zurückkamen, tauchten hinter der Polizeikette auf einmal ein paar provozierende Nazis auf. Anstatt das die Polizei die Störer wegbegleitete, und auf die etwas aufgebracht reagierenden Demoteilnehmer deeskalierend einzuwirken, wurde die Polizei noch nervöser, filmte die Demoteilnehmer und verschoss irgendwann unvermittelt eine Reizgaspatrone in die friedliche, angemeldete und genehmigte Kundgebung. Das ganze ist glücklicherweise auf einem YouTube-Video dokumentiert. Keiner kann bestreiten, das die mit gutem Abstand mittlerweile ruhig stehenden Demoteilnehmer irgendwie auf die Polizisten hätten einwirken können oder wollen.

Zwischenzeitlich schien es auf der Karl-Liebknecht-Straße schon wieder rund zu gehen, so das man als normaler Teilnehmer weder in die eine noch die andere Richtung hätte ausweichen können. Von beiden Seiten waberte Reizgas und man konnte nur abwarten und sich (in den Augen der Polzei) so unauffällig wie möglich verhalten.

Das ganze als kleiner Abriss wie sich die Situation in meinen Augen dargestellt hat. Es gibt u.a. bei der L-IZ einen umfangreichen Tagesbericht mit zahlreichen Bildern, auf den ich hier gerne verweisen möchte.

Was ist nun das Ergebnis dessen, was in der Karl-Liebknecht-Straße und der Kurt-Eisner-Straße passierte? Das friedliche Engagement gegen Rassismus, Ausländerfeindlichkeit und Nationalismus ist ein weiteres mal diskreditiert worden und ich kann mir gut vorstellen, das bei zukünftigen Legida-Gegendemonstrationen nun noch weniger Menschen „aus dem ganz normalen Leben“ teilnehmen, wenn diese denn überhaupt noch in der bisherigen Form genehmigt werden. Auch wird sich die Polizei in ihrem Verhalten Demoteilnehmern gegenüber noch härter zeigen als bisher schon. Der 12.12. hat also all denen in die Hände gespielt, die genau so ein Szenario produzieren wollen. Allen voran der OfD, den Rechten und der AfD. Das bittere daran ist, das die Rechten ja mit „Connewitz in Schutt und Asche legen“ zu mobilisieren versuchten. Das wurde ihnen abgenommen, und sie mussten sich dabei nicht einmal selbst die Hände dreckig machen.

Ich überlege schon seit gestern die ganze Zeit, warum das ganze so passiert ist und welches Ziel die Randalierer verfolgt haben. Inwiefern grölen jetzt weniger Nazis ihre dumpfen Parolen, brennen jetzt weniger Flüchtlingsunterkünfte oder ist irgendeinem zu uns kommenden Flüchtling jetzt mehr geholfen? Was helfen zerstörte Werbeaufsteller, Außenanlagen von Kneipen und Straßenbahnhaltestellen bei der Flüchtlingshilfe oder der Arbeit gegen Rechts? Genau das Gegenteil wird passieren. Alle die, die sich auf vielfältigen Wegen für Geflüchtete einsetzen, werden von Teilen der (Stadt-)Bevölkerung automatisch mit den Vorfällen vom 12.12. assoziiert. Viele werden sich von ihrer Hilfe und den notwendigen Gegendemonstrationen zurückziehen.

Ich selbst werde weiter an friedlichen Gegendemonstrationen teilnehmen, mich aber noch mehr von Störern und Provokateuren fernhalten, auch durch das bewusste Tragen von bunter Kleidung. Vielleicht wäre das eine Idee, sich auch so „vom schwarzen Block“ optisch zu distanzieren.

Ich bin noch da

Lange habe ich hier nix mehr geschrieben und auch im debianforum.de war ich lange Zeit und wenn überhaupt dann nur im Hintergrund aktiv. Zur Zeit oder eigentlich schon seit Anfang des Jahres passieren einfach so viele andere Dinge, bei denen ich versuche mich zu engagieren oder aber die mich in Anspruch nehmen, so das ich für eigentlich auch wichtige Dinge kaum noch Zeit oder manchmal auch Energie habe.

Seitdem in Dresden die Pegida und in meiner Heimatstadt Leipzig die sogenannte Legida zwar mit stagnierenden Zahlen Hass, Fremdenfeindlichkeit, Islamophobie und plumpe Deutsch-Tümelei auf die Straßen bringt, kann und will ich nicht länger passiv sein, und bin daher auf jeder Gegendemo gewesen und habe dies auch weiter vor.

Parallel dazu entwickelte sich eine zunehmend angespitzte Situation, was die Unterbringung und Versorgung der bei uns in Deutschland asylsuchenden Flüchtlinge anbelangt. Wenn Leute tausende Kilometer flüchten und dann in Zelten oder abbruchreifen Turnhallen untergebracht werden, da muss man dann einfach nur noch helfen wo und wie man kann. Die Anschläge, versuchten Anschläge und die mit Hass und Verachtung erfüllten „Demonstrationen“ vor Flüchtlingsunterkünften, vorallem in sächsischen Städten wie Heidenau, Freital, Dresden oder Meißen haben zumindest meine Bestrebungen zu helfen und ein klein wenig vom Bild des „dunklen Deutschland“ abzutragen, eher befördert als gehindert.

Dies wollte ich nur kurz niederschreiben, ich bin also noch da, komme hoffentlich alsbald wieder und wenn ihr wollt, dann lest meine Twitter-Timeline, denn da bin ich, wenn ich im Netz aktiv bin, zur Zeit am meisten.

LPIC-2 Zertifizierung

Gestern hatte ich erfreuliche Post im Briefkasten. Und zwar kam, was ich ja eigentlich schon per eMail wusste, mein LPIC-2-Zertifikat an. Ich hatte fast schon wie jedes Jahr, auf den diesjährigen Chemnitzer Linux-Tagen meine noch fällige LPI 202-Prüfung absolviert. Kurze Zeit darauf kam die Mail mit dem Ergebnis und dem Hinweis auf die erfolgreiche LPIC-2-Zertifizierung.

Neben dem papiernem Zertifikat war auch diesmal eine scheckkartengroße ID-Karte im Umschlag. Zu der blauen Einser-Karte gesellt sich jetzt auch noch eine grüne Zweier-Karte. 🙂

LPIC-2

Für die nächsten CLT peile ich eine der LPI 3xx-Prüfungen an, ich weiß allerdings noch nicht welche, vorallem da diese Prüfungen analog zu den 201/202-Prüfungen aktuell überarbeitet werden. Glücklicherweise benötigt man für die LPIC-3-Zertifizierung nur eine bestandene Prüfung.

#LeipzigHilft

Das Thema der letzten Tage und Wochen ist ja leider die Hochwasser-Situation in vielen Teilen Deutschlands. Vielerorts bildeten sich ausgelöst durch die Flut quasi über Nacht Aktionsgruppen und Teams, vorallem über Soziale Netzwerke, die mit ihren Mitteln versuchen der Situation Herr zu werden und zu helfen, wo und wie es geht. Eine Aktion, von der ich über die L-IZ erfuhr, ist LeipzigHilft. Da ich unbedingt helfen wollte und man als einzelstehender aber relativ wenig ausrichten kann, beschloss ich am Freitag letzer Woche, kurzerhand mitzumachen.

Zusammen mit vielleicht 50 bis 70 anderen sind wir am Wochenende von Leipzig aus im Fahrzeugkorso „ausgerückt“. Wir fuhren ordnungsgemäß mit blauen Fähnchen beflaggt und mit Polizeischutz los nach Dautzschen, was nördlich von Torgau, im Kreis Nordsachsen liegt. Durch Torgau fließt die Elbe, und ihr könnt euch denken, worum es ging. Kaum angekommen, wurden wir schon von den vor Ort tätigen Freiwilligen Feuerwehren Prettin und Axien empfangen, und an den Ort des Geschehens geführt. Aufgabe des Tages war es, einen Damm von mehreren hundert Metern Länge mit Sandsäcken zu verstärken und abzusichern. Beliefert wurden wir mit allem was fahren und Lasten tragen konnte, sei es ein Baustellen-LKW, Trecker, Bw-KAT oder ein vergleichsweise kleines Multicar.

Ich glaube ich lasse mal Bilder sprechen:

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Gegen Feierabend und nach gefühlten zehn Millionen Sandsäcken wurden wir von Bw-Truppen abgelöst, die den Damm weiter verstärkten. Glücklich, etwas bewegt zu haben, aber auch erschöpft und müde fuhren wir dann zurück nach Leipzig, wo wir gegen 20h eintrafen. Viele von uns sagten gleich zu, am nachfolgenden Sonntag erneut bereit zu sein, wo auch immer es hingehen möge. Ich entschied mich spontan auch dafür, denn wenn man schon mal so ein tolles Team hat, dann soll man auch dabei bleiben.

Sonntag so ab neun Uhr, nachdem wir alle hoffentlich gut ausgeschlafen hatten, trafen wir uns wieder am üblichen Ort, am Chausseehaus Leipzig. Die Orga klärte noch bis zur letzten Minute das Ziel ab und entschieden wurde für die Stadt Meißen (Stichwort Porzellan) , die es wie wir später selbst sehen würden, schwer getroffen hatte. Langsam füllte sich der Parkplatz und ich meine deutlich mehr Leute als am Vortag gezählt zu haben.

Nach kurzer organisatorischer Einweisung ging es wie Tags zuvor mit Polizeibegleitung auf die A14 Richtung Dresden. Kolonne fahren in der Stadt ist schon nicht ohne, da man gut aufpassen muss den Anschluß nicht zu verlieren und das sich niemand zwischen reindrängelt. Auf der Autobahn mit Tempo 100 ist das noch ne Ecke anders, vorallem da man den Abstand zwischen den Autos nicht zu groß lassen sollte. Mein ganz großer Dank geht an unsere beiden Motorradbegleiter, die für uns die Auffahrten freihielten, denn Ausweichen für einen Auffahrenden geht in der Kolonne nicht wirklich. Es macht auf jeden Fall Spaß, mal sowas zu erleben.

In Meißen angekommen, halfen wir zuerst eine von Sand und Geröll verschlammte Kreuzung freizuräumen, bevor wir uns dann in kleine Grüppchen aufteilten und an verschiedenen Orten halfen. Mich verschlug es mit ein paar anderen in die Altstadt, wo wir z.B. zusammen mit Helfern der Pfadfinder versaute und klitschnasse Bodenbeläge aus den Läden und Geschäften rausrissen. Die Verlegefirmen haben jedenfalls seinerzeit gute Arbeit geleistet, denn die Auslegware hielt verdammt gut und waren teilweise nur mit roher Gewalt vom Estrich zu trennen. Wir hätten gleich zu Anfang auf den Trick kommen sollen, uns Grifflöcher in den Belag reinzuschneiden. Man lernt halt nie aus. 😉

Insgesamt haben wir über den Tag verteilt fünf bis sechs Läden ausgeräumt, denn so gut wie alles war durch das Wasser zerstört und unbrauchbar.

Was insgesamt an Helfern und Hilfsorganisationen in Meißen tätig war, ist schon erstaunlich. Bundeswehr, THW, unzählige Freiwillige, die Pfadfinder, die Heilsarmee, die mit Pendelbussen alle Helfer kontinuierlich mit Essen und Trinken versorgte und viele viele mehr. Es ist gut zu sehen, das die Menschen so zusammenarbeiten können, wenn sie nur wollen. Schade, das es da immer erst Katastrophen als Auslöser braucht.

Schön und guttuend fand ich die Dankbarkeit, die uns entgegengebracht wurde. Sei es der direkte Dank einer Ladenbesitzerin, der wir mit unserem Tun ein klein Wenig Mut und Zuversicht geben konnten, oder aber die winkenden Leute am Straßenrand, die uns sowohl in Torgau als auch in Meißen grüßten.

Jetzt aber wieder ein paar Bilder vom Tag:

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Ich habe hier bewusst auf Fotos aus der Innenstadt weitesgehend verzichtet, da ich nichts von Katastrophensightseeing halte. Was ich auch in Meißen erlebt habe, ist das es Spaziergänger in „Sonntagsuniform“ gab, die einfach nur zum Gaffen durch die Innenstadt schlenderten und dann durch die Polizei und andere Kräfte zum weitergehen überredet werden mussten. Sowas ist einfach nur übel.

Weitere Bilder gibt es sicher in Bälde auch bei LeipzigHilft.

Ich möchte mich hiermit bei allen Mithelfern, der Orga von LeipzigHilft, dem Verpflegungsteam und allen, die zum Gelingen der Aktion beigetragen haben, herzlich bedanken. Dieses Wochenende war eine sicher noch lange nachwirkende Erfahrung für mich.

Nachtrag: Unsere Aktion hat einiges Presseecho erzeugt, was ich hier gerne verlinken möchte:

  • Leipziger Internet-Zeitung: Flutkatastrophe: Heilsarmee Leipzig zieht Zwischenbilanz
  • Leipziger Internet-Zeitung: Reinigungs- und Aufräumeinsatz von ca. 60 Leipziger Helfern in Meißen
  • Leipzig-Fernsehen: Videointerview mit einem der Aktionsgründer
  • Leipziger Internet-Zeitung: Leipzig hilft (1) – Keine Helden sondern Menschen: Wie "Leipzig hilft" entsteht
  • TV-Tipp: Goldman Sachs – eine Bank lenkt die Welt

    Relativ selten gebe ich TV-Tipps, aber ich sehe gerade eine Aufzeichnung von gestern, die ich euch nicht vorenthalten will. Die Arte-Doku mit dem Titel „Goldman Sachs – Eine Bank lenkt die Welt“ ist geradezu erschütternd, mit welchen Methoden „ehrenwerte Banker“ arbeiten um immer mehr Gewinn zu machen und wo sie überall ihre Finger drin hat. Da werden z.B. Kunden wohlwissend Schrottpapiere verkauft und hintenrum wettet man das diese Papiere im Kurs fallen. So kann man gleich zweimal einsacken.

    Man hat ja schon viel Gehört, so manches gedacht oder z.B. in Michael Moores „Kapitalismus: Eine Liebesgeschichte“ gesehen, aber das ist wirklich abartig. Das dumme daran ist, das die damit durchkommen.